PKV-Selbstbehalt richtig wählen: So finden Sie die passende Selbstbeteiligung in der Privatversicherung

Sie überlegen, Ihre Privatversicherung so zu gestalten, dass Sie im Krankheitsfall nicht zu viel zahlen – und fragen sich, welcher PKV-Selbstbehalt zu Ihnen passt? Hier finden Sie, worauf es wirklich ankommt, damit Sie eine sinnvolle Entscheidung treffen, statt später überrascht zu werden.

Was heißt „Selbstbehalt“ in der PKV?

Der Selbstbehalt (oft auch Selbstbeteiligung genannt) ist der Anteil, den Sie im Kalenderjahr zunächst selbst aus eigener Tasche zahlen, bevor die private Krankenversicherung (PKV) Kosten übernimmt. Er kann als fester Eurobetrag („absoluter Selbstbehalt“) oder als prozentualer Anteil an Ihren Behandlungs- oder Arzneikosten gestaltet sein.

Wichtig: Der Selbstbehalt darf laut Gesetz (§ 193 Versicherungsvertragsgesetz) maximal 5.000 Euro pro Jahr für ambulante und stationäre Leistungen zusammen betragen.

Modelle des Selbstbehalts

Absoluter Selbstbehalt

Sie tragen eine bestimmte Jahresgrenze komplett selbst – zum Beispiel 500, 1.000 oder 1.500 Euro. Erst wenn dieser Betrag überschritten ist, wird jede weitere Rechnung erstattet. Vorteile liegen in überschaubaren Kosten, Nachteile, dass kleinere Rechnungen bis zur Grenze aber komplett anfallen.

Prozentualer Selbstbehalt

Sie zahlen bei jeder Rechnung einen Prozentsatz (beispielsweise 10 %) der Behandlungskosten, bis zu einer vertraglichen Höchstsumme im Jahr. Damit ist sofort eine Versicherungserstattung vorhanden – allerdings mit dem Abzug des Selbstbehalts.

Modularer Selbstbehalt

Nicht alle Leistungen sind betroffen: Beispielsweise ambulante Leistungen, Zahnbehandlungen oder Krankenhausaufenthalte können separat behandelt werden. So zahlen Sie etwa in stationären Fällen ohne Selbstbehalt, ambulant aber mit.

Selbstbehalt-Stufen und ihre Wirkung

Typische Stufen beginnen bei etwa 0 Euro (kein Selbstbehalt), über moderate Beträge wie 300–1.000 Euro bis hin zu hohen Selbstbehalten (z. B. 1.500 Euro oder mehr) pro Jahr.

Je höher der Selbstbehalt, desto mehr sinkt in der Regel der monatliche Beitrag. Das wirkt sich aber unterschiedlich aus, je nach Gesundheitszustand, Einkommen und Anspruch auf Arbeitgeberzuschuss.

Welche Stufe passt zu Ihrem Lebensstil?

Für Selbstständige, Unternehmer oder gesunde Menschen

  • Sie nutzen wenige Arztbesuche, selten Medikamente – ein hoher Selbstbehalt lohnt sich.
  • Sie zahlen die Beiträge komplett selbst – jeder Euro Beitragsersparnis wirkt direkt.
  • Achten Sie darauf, dass bei anspruchsvollen Fällen (z. B. Krankenhausaufnahme) nicht zu hohe Zusatzkosten entstehen.

Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer

  • Va. wichtig: Arbeitgeberzuschuss deckt oft nur die Versicherungsbeiträge, nicht den Selbstbehalt.
  • Ein hoher Selbstbehalt kann finanziell belasten – schon bei unerwarteten Behandlungen.
  • Hier ist eine moderate oder niedrige Selbstbeteiligung häufig sinnvoll.

Für Familien oder Beamt:innen

  • Wenn Kinder versichert werden oder Beihilfe besteht, lohnt sich meist eine flache Beteiligung, damit unerwartete Kosten überschaubar sind.
  • Bei mehreren Personen im Haushalt summieren sich Selbstbehalte schnell.

Worauf Sie vor Vertragsschluss achten müssen

  • Welche Leistungen sind vom Selbstbehalt ausgenommen? Vorsch­orge, Impfungen oder besondere Behandlungen können ausgenommen sein.
  • Ob eine Höhe des Selbstbehalts später gesenkt werden darf – und ob eine neue Gesundheitsprüfung erforderlich ist.
  • Wie sich Selbstbehalt und Steuer zusammenspielen: Der Selbstbehalt selbst ist nicht steuerlich abzugsfähig, Krankheitskosten evtl. erst unter bestimmten Voraussetzungen.
  • Maximale Jahresgrenze beachten (§ VVG): Selbstbehalte über 5.000 Euro pro Jahr sind unzulässig.

Fazit und Empfehlung

Ein Selbstbehalt ist eine wirksame Möglichkeit, monatliche Beiträge in der PKV zu senken – wenn er zu Ihrem Gesundheitsprofil, Ihrem Beruf und Ihren finanziellen Möglichkeiten passt. Überschätzen Sie jedoch nicht, wie selten Sie medizinische Leistungen benötigen – und kalkulieren Sie mit überraschenden Kosten. Wer jung, gesund und mit einigem finanziellen Polster ausgestattet ist, kann mit einem höheren Selbstbehalt profitieren. Wer häufig Arzt- oder Zahnarztbesuche hat oder für den jede Ausgabe zählen muss, sollte eher eine niedrigere Stufe wählen.

Handeln Sie jetzt: Vergleichen Sie Tarife mit verschiedenen Selbstbehalts-Stufen, rechnen Sie durch, wie hoch Ihre bisherigen Gesundheitskosten waren – und lassen Sie sich beraten. Nur so finden Sie den Selbstbehalt, der wirklich zu Ihnen passt.